Auf Reisen mit Held*innen: Interview mit Coach Andreas Steffen
Ob im Himalaya oder jüngst zum Outdoor-Coaching in der brandenburgischen Schorfheide: Andreas Steffen bahnt sich seinen Weg mit Lebensmut, -lust und Zuversicht und behält dabei den Blick für das große Ganze.
Durch beständiges Lernen und dank eines wachen Geists ist Andreas heute unter anderem Coach, Autor und Mediator. Vor Kurzem hat er das 5STEP-Programm gestartet, mit dem er und sein Team Menschen und Organisationen in ihrer Entwicklung begleiten.
Lasst euch in diesem Interview vom Enthusiasmus unseres On Purpose Coaches und Seminarleiters anstecken und erfahrt, warum es so bedeutend ist, auf Reisen – auch im übertragenen Sinne – das eigene Gepäck zu tragen.
Lieber Andreas, erzählst du uns ein wenig über dich? Was waren deine Stationen, wie bist du dorthin gelangt, wo du heute bist?
Das alles fing exakt um 5 Uhr am 5. Januar 1973 an. Daher stammt wohl auch meine Affinität für die Fünf, die später beim Basketball immer auf meinem Trikot stand, wenn wir zu fünft als Team auf dem Spielfeld waren. Insgesamt hat mich der Sport sehr geprägt, sowohl Basketball als Mannschaftssport wie auch Karate als Einzelkämpferdasein. Ich finde es gut und wichtig, wenn man beides kennt und kann. Über Dinge wie Autogenes Training, das ich mir mit zehn Jahren beigebracht hatte, Mentaltraining, das für mich schon zu Leichtathletikzeiten im selben Alter dazu gehörte, Meditation, die als ganz normaler Bestandteil wie Aufwärm- oder Atemübungen bei Karate, Aikido oder Kendo dazu gehörte, durfte ich schon früh vieles kennenlernen und üben, das ich beruflich nutzen und einsetzen konnte und es auch heute noch tue.
Parallel hatte ich durch meinen Vater ab dem Teenageralter, anfangs eher ungefragt, eine recht umfangreiche Coachingausbildung erhalten – wobei mir das erst deutlich später bewusst geworden ist und ich heute dafür sehr dankbar bin. Danach gab es eine Reihe unterschiedlicher beruflicher Stationen, vom Beraterleben mit Kommunikation, Strategie und viel „Change“ über großartige und wertvolle Erfahrungen als Innovationsmanager bis zur Arbeit als Mitgründer und Geschäftsführer eines interdisziplinären Forschungszentrums, bevor ich mich dann, nach einer Auszeit unter anderem in Nepal und Island, Anfang 2018 dazu entschlossen hatte, jetzt voll und ganz Coaching auf meine Visitenkarte zu schreiben.
In diesem Jahr sollte auch eine Begegnung dafür sorgen, dass du das erste Mal von On Purpose hörst. Wie kam das?
Für ein Buch hatte ich im Sommer 2018 das Vergnügen, Christian Schellenberger zu interviewen, der schon ewig für On Purpose im Einsatz ist. Nachdem wir ausgehend vom Thema „Business Model Canvas“ über Gott, die Welt und noch einige weitere Dinge gesprochen hatten, hat er mich sozusagen für On Purpose „vor-verhaftet“.
Es ist immer wieder toll zu sehen, wie Netzwerke funktionieren und Menschen sich verbinden. Wie ist dann konkret die Zusammenarbeit mit On Purpose entstanden und wie sieht diese aus?
Kurz darauf gab es ein Gespräch mit Jess bei den „Drei Schwestern“ [Anm: ein Restaurant in Berlin-Kreuzberg], danach war dann alles klar. Seitdem bin ich für On Purpose als Coach aktiv. Aktuell arbeite ich mit meiner sechsten Associate. Und Ende Mai steht wieder ein „interaktives Seminar“ an, das es unter anderem Namen schon dreimal gab, zweimal live und in Farbe, einmal online.
In deiner Rolle als Coach stellst du für deine Coachees direkt klar „Ich gebe nicht das Reiseziel vor und ich trage auch nicht Ihr Gepäck“. Kannst du uns das genauer erläutern?
Im Himalaya hatte ich 2017 einen Guide – bewusst keinen „Sherpa“, wobei dann die Bezeichnung „Porter“ besser und richtig ist. Meine knapp 20 Kilo habe ich also selber geschleppt, was ich keinesfalls immer lustig fand. Unser Ziel, das Annapurna Basecamp, hatte ich mir selbst ausgesucht. Deutlich anders wäre es gewesen, wenn irgendjemand das Ziel vorgegeben hätte, vermutlich hätte ich es als konsequenter Steinbock und Dickkopf schon genau deswegen abgelehnt – selbst wenn’s gut gewesen wäre! (lacht) Und wenn jemand anderes meinen Kram getragen hätte, wäre es auch nicht so intensiv gewesen, dann wären mir wichtige Erfahrungen, nicht alle stets spaßig oder angenehm, wohl verborgen geblieben.
Und so verstehe ich auch Coaching: Das Ziel? Das muss bitte von der Klientin oder dem Klienten selbst kommen. Beim „Herauskitzeln“, also bei der Ausformulierung und beim Aussprechen dieses individuellen Ziels, und gleichermaßen beim Definieren des Weges dorthin bin ich natürlich behilflich. Und diesen Weg? Den darf und kann und soll dieser Mensch dann bitte auch selbst gehen. Gerne bin ich als „Guide“, als Coach und Begleiter an der Seite dabei – aber die Zauberpille, die einem den teils durchaus mühevollen Weg erspart? Nee, die gibt es zumindest bei mir nicht. Denn dieser Weg ist meist noch viel wichtiger als das reine Ankommen.
Beim Beschreiten lernt man so viel über sich selbst – wenn man bereit ist und auch Lust darauf hat. Genau darauf kommt es beim Coaching an. Wenn ich die Lösung kennen und vorgeben würde? Das will ich nicht, das kann ich auch gar nicht. Und es ist eine viel nachhaltigere Wirkung, wenn Klient*in, Coachee resp. die/der Associate das selbst macht. Insgesamt könnte man es vielleicht auch „Coaching by Empowerment“ nennen. Oder einfach: Coaching.
Beim Associate-Programm wachsen alle Teilnehmenden kontinuierlich über sich hinaus. Welcher war einer der schönsten Coaching-Momente bisher?
Wow, schwierige Frage, da gab es so viele. Einer ist noch gar nicht lange her, da hat jemand in unserer letzten Session zwei Sätze ausgesprochen, die mich – hätte ich nicht im Sessel gesessen – ganz sicher in die Knie gebracht hätten, vor Freude. Das waren so dermaßen schöne Worte als Selbsterkenntnis, bei denen ich diesem Menschen so gerne zugehört habe. Und genau gerade eben, in einer anderen Coachingsession mit einem ganz anderen Menschen … da gab es zum Abschluss – man mag es glauben oder nicht – in einem ähnlichem Moment hier in Friedenau am Himmel einen Regenbogen. Herrje, was klingt das kitschig, macht nix! Der Satz war ähnlich: „Ich darf sein.“ Mehr sag’ ich dazu nicht.
On Purpose Fellow Silvia Nebl über das Coaching mit Andreas Steffen
„Coaching bei Andreas ist eine individuelle, sehr persönliche Angelegenheit. Dabei geht es ihm um das Empowerment des Anderen – als Coach unterstützt er den Coachee dabei, die Lösungen und Ansätze aus sich selbst heraus zu finden. Er ist ein sehr guter Zuhörer, der sich quasi alles merkt und einem damit das Gefühl gibt, selbst mit längeren Pausen zwischen den Sessions zusammenhängend gecoacht zu werden und wirklich voranzukommen. Seine präzisen, oft überraschenden Fragen halfen mir, eigene Sichtweisen zu verlassen und somit die Dinge von einem ganz anderen Standpunkt aus zu betrachten. Kurz gesagt, Andreas ist ein extrem kompetenter Coach, der eine tolle Balance bietet zwischen tiefem Zuhören und sehr pragmatischen, vorwärts gerichteten Vorschlägen bzw. Angeboten.“
Lass uns aus deiner Erfahrung schöpfen: Welchen Tipp würdest du aus deiner Perspektive allen geben, die in das Associate-Programm starten?
Hui, da kommt zunächst sofort heftiger Widerstand in mir auf. „Den EINEN Satz, der IMMER passt, den gibt es doch gar nicht!“ Wenn ich allerdings diese innere Stimme kurz bocken und sich wieder beruhigen lasse, dann kommt mir etwas in den Sinn: „Bei einer Heldenreise geht es manchmal gar nicht so sehr um Veränderung. Wahres Heldentum kann auch darin bestehen, genau der Mensch zu sein, der man ist.“
Warum engagierst du dich für On Purpose? Was motiviert dich in der Zusammenarbeit?
Mir macht es einfach Spaß, vielleicht darf ich auch von Berufung und Erfüllung sprechen, Menschen auf genau solchen „Heldenreisen“ zu begleiten. Und bei On Purpose habe ich es stets mit Menschen zu tun, die dazu bereit sind. Das ist dann sozusagen eine Win-Win-Win-Situation, weil hinterher oft noch mehr Gutes daraus entsteht.
Du unterstützt nicht nur die nächste Generation der Changemaker*innen bei On Purpose, sondern hast in deiner Arbeit als Coach vor Kurzem das 5STEP-Programm an den Start gebracht. Kannst du uns über diesen Ansatz mehr erzählen und für wen eignet sich das Programm?
Jetzt könnte ich vermessen sein und fragen: „Für wen nicht?“ (lacht) 5STEP ist ein Framework, das sich aus 48 Lebensjahren, davon 25 Berufsjahren und mittlerweile 15 Jahren Coachingerfahrung speist. Meinen anscheinend ziemlich interdisziplinär arbeitenden Synapsen macht es Spaß, ganz unterschiedliche Module, Modelle und Methoden miteinander zu verbinden, um sozusagen als „best of many worlds“ gute, funktionierende Werkzeuge und Wegmöglichkeiten zusammenzustellen und anzubieten.
Wie der Name schon verrät, ist 5STEP ein Prozess in 5 Schritten und enthält Elemente aus dem Systemischen Coaching, Zürcher Ressourcen Modell, Projekt-, Prozess- und Innovationsmanagement plus eine Prise Design Thinking, User Experience Design und Positiver Psychologie sowie eine ordentliche Portion Mindful Leadership, also Achtsamkeit für und mit sich selbst, achtsame Selbstführung. Dafür gibt es drei Anwendungsbereiche: 5STEP-Solo als Einzelcoaching, 5STEP-OE für Team- und Organisationsentwicklung, dazu als drittes Element die 5STEP-Ausbildung „Coach the Coach“ mit einem Tandemkonzept, das jetzt gerade zum ersten Mal gestartet ist.
Ein spannendes Programm – und die Affinität zur Zahl 5 setzt sich fort! Lass uns abschließend in die Zukunft blicken: Auf welches zukünftige Projekt freust du dich ganz besonders? Was brauchst du, um dieses Ziel zu erreichen?
Ein echtes Herzensprojekt steht kurz vor dem finalen Meilenstein, für das ich jetzt nichts mehr tun kann, nichts tun muss. Bald wird ein neues Buch erscheinen, das ganz anders ist als die bisherigen. Kein Fachbuch, kein Sachbuch. So richtig viel will ich noch gar nicht verraten. Nur so viel, dass sowohl Bluetooth als auch eine Zaubernuss wichtige Rollen darin spielen. Und dass Meister*innen sehr wohl vom Himmel fallen können. Möglicherweise geht es um eine „fabelhafte Heldenreise“. So, das muss genügen! (lacht)
Unsere Neugier wächst, Andreas, und wir fiebern auf die Veröffentlichung hin – und legen allen deine bisherigen Publikationen ans Herz. Vielen Dank für das Interview, das Teilen deiner Erfahrung und danke, dass du unsere Gemeinschaft als Coach so aktiv mitgestaltest! Wir wünschen dir weiterhin alles Gute und viel Energie bei deinen nächsten Schritten und Projekten!
Du möchtest unsere Associates auch mit deiner Coaching-Tätigkeit unterstützen und Teil unseres On Purpose Netzwerks werden? Dann nimm gern Kontakt mit uns auf. Oder möchtest du dich im Rahmen des Associate-Programms weiterentwickeln? Dann registriere dich jetzt für weitere Informationen zum Programm und zur Bewerbung. Wir freuen uns auf dich!